Die fortschreitende Digitalisierung hat auch in der Pflegebranche Einzug gehalten und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität der Klient*innen und zur Entlastung des Pflegepersonals. Um diese Chancen optimal zu nutzen, bedarf es jedoch geeigneter Technologien, die den individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen der Pflegeeinrichtungen gerecht werden. Genau hier setzt das zweijährige Experimentierraumprojekt „Digital Companion“ (DiCo) an, das kürzlich mit einer Abschlussveranstaltung seinen Höhepunkt erreichte. Das Projekt, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), konzentrierte sich intensiv auf die Entwicklung eines digitalen Assistenten „DiCo“. Das Ergebnis ist ein multifunktionales und interaktives Tool, das Pflegeeinrichtungen dabei unterstützt, den Digitalisierungsprozess unter Berücksichtigung höchster arbeitswissenschaftlicher Standards erfolgreich umzusetzen.
Bei der Entwicklung von DiCo flossen nicht nur die fachliche Expertise von Telemediziner*innen, Arbeitswissenschaftler*innen, UX-Designer*innen und Informatiker*innen ein, sondern auch wertvolles Wissen und Erfahrungen aus der Pflegebranche durch zahlreiche Projektpartner aus der Praxis. Dies gewährleistet, dass DiCo praxisorientierte Lösungen bietet und den spezifischen Anforderungen der Pflegeeinrichtungen gerecht wird.
Die Abschlussveranstaltung des Experimentierraumprojekts „Digital Companion“ bot den Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die vielseitigen Funktionen des Assistenten DiCo. Darüber hinaus präsentierten Vertreter*innen von Pflegeeinrichtungen drei konkrete Anwendungsbeispiele, die verdeutlichten, wie erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in der Praxis umgesetzt werden können. Die Veranstaltung wurde von Martin Hoffmann moderiert und mit einem hochkarätigen Eröffnungstalk mit Fabian Langenbruch (BMAS), Dr. Marlen Melzer (BAuA) und Michael Wehner (Seniorenheim am Saaleufer) gestartet, der sowohl politische als auch wissenschaftliche und angewandte Perspektiven zur aktuellen Situation der Digitalisierung in der Pflege beleuchtete.
Fabian Langenbruch betonte zu Beginn die konkreten Ziele der Regierung, die unverzüglich in der Legislaturperiode umgesetzt werden sollen, um Pflegeberufe attraktiver zu machen und die Digitalisierung voranzutreiben. Insbesondere wurde die Digitalisierung von Dokumentationen zur Entlastung des Pflegepersonals als ein konkretes Ziel erwähnt. Er verwies auf eine BKK-Umfrage, laut der ein beträchtlicher Anteil der Pflegekräfte in Erwägung zieht, ihren Job in den nächsten zwei Jahren zu wechseln, was die aktuelle Situation bezüglich mangelnder Attraktivität und Arbeitsbedingungen des Pflegeberufs verdeutlicht. Als Vertreter der Abteilung für Fachkräftesicherung hob Langenbruch die Bedeutung von Fachkräftegewinnung und Mitarbeitendenbindung hervor.
Ein schlechter Prozess ist auch digital immer noch ein schlechter Prozess. Aber in der Digitalisierung liegen, glaube ich, Potenziale, um auch Prozesse zu verbessern.
Er betonte zudem, dass Digitalisierung keineswegs automatisch Entlastung bedeutet, sondern zunächst Zeit, Geld und Überzeugung erfordert. Es sei jedoch lohnenswert, da sie Prozesse verbessern könne. Langenbruch betonte, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei, sondern immer auf die Erreichung von Zielen in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abziele. Es sei ein ständiger Verhandlungsprozess und könne nur gemeinsam gelingen, indem Praxis sowie Wissenschaft mit verschiedenen Perspektiven einbezogen werden und Wert auf die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber*innen und Beschäftigten gelegt werde.
Michael Wehner, vom Seniorenheim am Saaleufer, berichtete über die Erfahrungen seiner Einrichtung mit der Digitalisierung. Er erwähnte, dass sie seit 2005 verschiedene Pflegeeinrichtungen betreiben und in der Vergangenheit eher intuitiv und aus dem Bauch heraus digitale Lösungen eingeführt haben. Inzwischen verfolgen sie jedoch einen strategischeren Ansatz, analysieren ihre Prozesse und prüfen, ob digitale Lösungen diese vereinfachen, verbessern und beschleunigen können. Die Priorisierung der Lösungen erfolgt anhand des Nutzens und des Budgets, und die Einführung wird entsprechend entschieden.
Digitalisierung erleichtert den Pflegealltag ungemein und macht den Beruf wirklich extrem attraktiv. Für junge und auch für erfahrene Menschen ist Digitalisierung eine enorme Entlastung und begeistert viele, viele Menschen.
Er betonte die Notwendigkeit, dass Digitalisierung in der Diskussion um den Fachkräftemangel einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Entlohnung der Pflegekräfte erhalten sollte. Wehner wünschte sich, dass der Gesetzgeber die Investitionen und laufenden Kosten der Digitalisierung vollständig refinanziert, entweder über den Pflegesatz oder direkt über eine Refinanzierung. Wehner machte deutlich, dass ohne Refinanzierung die Betreiber*innen keine Chance hätten, die Digitalisierung umzusetzen, und dass dies ein globales Problem sei, das geregelt werden müsse. Das betreffe sowohl ambulante, teilstationäre, Intensivpflege- und stationäre Einrichtungen sowie möglicherweise Reha- und Krankenhäuser.
Dr. Maren Melzer von der BAuA sprach aus wissenschaftlicher Perspektive über die Ziele der Digitalisierung im Bereich der beruflichen Pflege. Sie betonte die Bedeutung einer gründlichen Technikfolgenabschätzung, um die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Belastungssituation und Gesundheit der Pflegenden zu analysieren. Dabei müsse man auch die „Risiken und Nebenwirkungen“ berücksichtigen, sowohl für die Pflegenden als auch für die Pflegebedürftigen.
Bisher gebe nur eine begrenzte Datenlage über die Auswirkungen auf die Arbeitssituation und die Gesundheit der Beschäftigten.
Es muss natürlich auch Studien geben, die auf der einen Seite Zahlen erheben, auf der anderen Seite müssen auch viele Sachen in der Praxis ausprobiert werden, um auch wirklich Folgen abschätzen zu können.
Sie warnte vor potenziellen Gefährdungen und betonte die Notwendigkeit, negative Auswirkungen zu vermeiden. Als Beispiel erwähnte sie eine Pflegebrille mit Augmented Reality, die einerseits wichtige Informationen einblendet, andererseits auch die Interaktion mit der pflegebedürftigen Person beeinflussen und Lernmöglichkeiten reduzieren könnte. Sie betonte die Bedeutung einer genauen Gestaltung und Abwägung der eingeblendeten Informationen.
„Digitale Transformation nach Vorschrift“ trifft auf Pflege-Alltag
Kollaboratives Design eines Assistenten für die Digitalisierung in der Pflege
Nach dem Eröffnungstalk der drei Expert*innen wurden verschiedene Themen rund um die Analyse und Planung der Digitalisierung von Pflegeeinrichtungen mit einem Assistenzsystem behandelt. Sofie Kalinke und Juliane Zirke, UX-Designerinnen von Ergosign, waren für die Gestaltung der Benutzeroberfläche von DiCo verantwortlich. Ihr Ziel war es, die Benutzeroberfläche intuitiv und benutzerfreundlich zu gestalten und dabei die Bedürfnisse und Anforderungen der Anwender*innen zu berücksichtigen. Eine wichtige Rolle spielte die Einbeziehung des Nutzungskontexts und der Bedürfnisse in den Gestaltungsprozess.
In der Analysephase stellten sie fest, dass die Pflegeorganisationen in Bezug auf die Digitalisierung unterschiedlich weit fortgeschritten waren und unterschiedliche Bedarfe und Reifegrade aufwiesen. Daraus ergaben sich Anforderungen, dass DiCo flexibel auf diese Unterschiede eingehen können soll.
Im Rahmen des Projekts wurden vier Haupterkenntnisse gewonnen. Erstens betonten sie die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache, um Begrifflichkeiten zu klären und klare Vorstellungen und Erwartungen für DiCo zu entwickeln. Zweitens war es von großer Bedeutung, das Feedback der Praxispartner in den Entwicklungsprozess einzubeziehen, um sicherzustellen, dass das System ihren Bedürfnissen und Anforderungen entspricht. Gleichzeitig musste die Umsetzung der Funktionen priorisiert werden, basierend auf ihrer Dringlichkeit und ihrem Nutzen für die Praxispartner. Ein effektives Erwartungsmanagement war ebenfalls wichtig, um zu klären, welche Funktionen im Projektumfang entwickelt werden können und welche möglicherweise außerhalb liegen. Schließlich waren viele Iterationen und Diskussionen erforderlich, um den systematischen Transformationsprozess und die Nutzungsanforderungen zusammenzubringen und das bestmögliche Produkt entstehen zu lassen.
Alle waren sehr motiviert, immer die beste Lösung für alle zu generieren und es war immer eine kollegiale und engagierte Zusammenarbeit und deswegen möchten wir uns nochmal sehr bedanken für die Gelegenheit Teil dieses DiCo Teams zu sein.
How To: Digital in 4 Etappen
Darstellung des idealtypischen Digitalisierungsprozesses
Dr. Vanessa Kubek und Dr. Frank Eierdanz vom Institut für Technologie und Arbeit e.V. präsentierten den idealtypischen Digitalisierungsprozess in vier Etappen. Kubek betonte drei wichtige Aspekte bei der Unterstützung eines digitalen Transformationsprozesses in Pflegeeinrichtungen. Erstens sollte dieser Prozess strategisch und systematisch erfolgen. Zweitens sollten die eingesetzten Technologien entweder die Arbeitssituation der Beschäftigten verbessern oder die Lebenssituation der pflegebedürftigen Menschen erleichtern, indem er konkret an den Bedarfen und Problemen in der Einrichtung ansetzt. Drittens sollte der Einführungsprozess digitaler Technologien partizipativ gestaltet werden. Diese drei Aspekte bilden die DNA des DiCo-Projekts.
Uns als arbeitswissenschaftliches Institut ist es natürlich ganz wichtig, […], dass Digitalisierung nicht zum Selbstzweck erfolgt, sondern wirklich Digitalisierung in einem Sinne, dass unser Anspruch ist, dass die Arbeitswelt dadurch ein Stückchen besser wird.
Dr. Frank Eierdanz erläuterte die einzelnen Phasen des DiCo-Prozesses. Die Nutzer*innen werden iterativ durch den Transformationsprozess geführt und können flexibel zwischen den Phasen wechseln. Die erste Phase ist die „Sensibilisierung und Orientierung“, in der Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt werden, um die Akteure über den Transformationsprozess zu informieren. Es wird eine Steuerungsgruppe gebildet, um dem Prozess eine Struktur zu geben. Ein Digitalisierungs-Check hilft dabei, den aktuellen Stand der Digitalisierung in der Einrichtung zu bewerten. Zudem gibt es ein digitales Planspiel zur spielerischen Erprobung sowie Wissens- und Schulungsangebote wie Broschüren, Erfahrungsberichte und E-Learning-Plattformen.
Die zweite Phase ist die „Analyse und Planung“. Hier werden die Bedarfe systematisch erfasst, um herauszufinden, wo Technologie unterstützend eingesetzt werden kann. Dafür wurde ein Chatbot entwickelt, der mithilfe von KI den formulierten Bedarf analysieren kann und passende Technologien empfiehlt. Es werden auch Priorisierungen von potenziellen Technologien, Produktrecherchen und Anforderungsanalysen durchgeführt.
Die dritte Phase ist die „Erprobung und Einführung“ des Produkts. Es erfolgt ein Pilotbetrieb im kleinen Rahmen mit systematischer Evaluation und regelmäßiger Kommunikation in Form von Zwischenberichten, um alle Stakeholder zu informieren. Dabei werden auch die Prozesse diskutiert und an die Veränderungsprozesse angepasst.
Die vierte und letzte Phase ist die „Auswertung und Weiterentwicklung“. Es werden Ziele und die Gebrauchstauglichkeit überprüft, unter anderem durch Nutzer*innenbefragungen. Anschließend kann ein Gesamtbericht mit Hilfe von DiCo erstellt werden, der auch anderen Einrichtungen die gewonnenen Erfahrungen zur Verfügung stellt.
Die Enzyklopädie der Technologien für die Pflege
Systematisierung einer Produkt- und Wissensdatenbank
Dr. Tom Zentek vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) erläuterte die Systematisierung einer Produkt- und Wissensdatenbank für die Pflege. Als Technologiepartner fokussierte sich das ZTM dabei auf digitale Assistenzprodukte, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Die Enzyklopädie des DiCo besteht aus einem Redaktionssystem, einer Wissensdatenbank und einer Technologiedatenbank. Es gibt insgesamt 45 Technologiekategorien, die den spezifischen Bedürfnissen zugeordnet sind. Der Chatbot unterstützt dabei, den Bedarf zu ermitteln und die passende Technologie auszuwählen. Aktuell sind 424 Produkte in der Datenbank vorhanden.
Dr. Zentek präsentierte live im Webbrowser praktische Anwendungseindrücke des DiCo-Systems. Er ermutigte die Teilnehmenden dazu, bei fehlenden Informationen in der Datenbank aktiv Feedback zu geben, um den DiCo kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Ansonsten wäre einfach mein Plädoyer auch relativ explorativ da rein zu gehen, wenn Sie was vermissen in der Datenbank, uns einfach auch zu schreiben. Genau, und so kann sich der DiCo bestimmt auch die nächsten Jahre weiterentwickeln.
Die Entstehung eines Chatbots
Bausteine künstlich intelligenter Dialoge
Leni Keßler und Julia Hoxha von Zana Technologies gaben Einblicke in die Entstehung eines Chatbots und die Bausteine künstlich intelligenter Dialoge. Es wurde ein iterativer Verbesserungsprozess in enger Zusammenarbeit mit den Praxispartner*innen durchgeführt, um den Chatbot kontinuierlich zu verbessern.
Das allerwichtigste ist, man muss auf die Bedürfnisse der späteren Nutzer*innen achten, also auch wieder eine ganz partizipative Herangehensweise.
Keßler erläuterte, der Mehrwert und Erfolg eines Chatbots liege vor allem darin, dass er interaktiv sei und den Nutzer*innen dabei helfe, ihre eigenen Bedarfe zu identifizieren und relevante Technologien dafür zu finden. Der Chatbot orientiert sich an den identifizierten Bedarfen und bietet einen unterstützenden Dialog sowie kontextbasierte Hilfe in jedem Schritt an.
In der Pause hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Film zum Projekt DiCo: Die digitale Transformation der Pflege zu schauen
Im Anschluss lag der Schwerpunkt auf der Realisierung der digitalen Transformation in der beruflichen Praxis.
Pflege auf Rädern und Dokumentation in der Cloud
Digitale Pflegedokumentation in der ambulanten Pflege
Sabine Pfirrmann von der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen präsentierte die digitale Pflegedokumentation in der ambulanten Pflege. Sie betonte die Bedeutung der Digitalisierung im ambulanten Bereich, um effektiv arbeiten zu können und wichtige Informationen schnell zugänglich zu machen. Ein wesentlicher Transformationsprozess in ihrer Einrichtung war die Digitalisierung der Pflegedokumentation, um die effiziente Informationsweitergabe an Kolleg*innen, Ärzt*innen und Angehörige sowie die zeitliche Kapazität für die Patient*innen zu verbessern. Die Nutzung einer Cloud-basierten Pflegedokumentation wurde hier als Lösungsansatz präsentiert, bei dem berechtigte Personen zeitnah auf die Daten zugreifen und weitere Informationen hinzufügen können. Bei der Auswahl geeigneter Software und Hardware sei der DiCo hilfreich.
Es wurde betont, dass sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende von dem System profitieren und sich aktiv daran beteiligen können. Die Verwendung des Assistenzsystems ermöglicht eine strukturierte und strategiegeleitete Vorgehensweise. Ein Planspiel im Rahmen des Projekts wurde als interessante und spannende Erfahrung beschrieben. Pfirrmann erklärte, dass Pflegeplanung, Maßnahmenplanung und Pflegebericht außerdem zukünftig in der Cloud hinterlegt werden sollen. Bereits jetzt würden alle Leistungen digital erfasst und der Dienstplan in die Cloud gestellt. In Zukunft soll auch der Pflegebericht mithilfe eines Sprachassistenten erfasst und hinterlegt werden. Die Einführung der Telematikinfrastruktur wird erwartet.
Wir erhoffen uns eine Entlastung der Pflegekräfte, eine Verbesserung der Arbeit an Schnittstellen zwischen Pflege, Ärzt*innen und Krankenhäusern, Therapeut*innen und eine Erhöhung der Lebensqualität der zu pflegenden Menschen. Gerade in der ambulanten Pflege ist die Zukunft digital. Mit der Unterstützung eines Assistenten wie dem DiCo gelingt uns das sicher.
Sozial braucht digital
Einführung digitaler Produkte in einem Verband am Beispiel der Vivendi Software
Markus Nitsch vom Caritasverband für die Diözese Speyer e.V. teilte seine Erfahrungen mit der Einführung digitaler Produkte am Beispiel der Vivendi Software. Dem Caritasverband war es wichtig, die Perspektive eines sogenannten Komplexträgers einzubringen.
Ich weiß noch, wir haben damals diskutiert: Heißt es eher digital braucht sozial? Nee, ich glaube, es ist andersrum richtiger und wichtiger, […] wir brauchen ganz dringend im sozialen Bereich Digitalisierung.
Nitsch hob wichtige Faktoren für einen erfolgreichen Digitalisierungsprozess wie Projektplanung, Einbindung der Interessengruppen und das Management von Erwartungen hervor. Er betonte auch den Wert der Dokumentation, einschließlich der gewonnenen Erkenntnisse, und die positive Auswirkung der Digitalisierung auf die Mitarbeitenden und die gesamte Organisation. Darüber hinaus erkannte Nitsch die Notwendigkeit von digitalen Lösungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, steigenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und bürokratische Prozesse zu optimieren. Letztendlich betonte er das Ziel, die Zeit, die für die Betreuung und Unterstützung von Menschen aufgebracht wird, bestmöglich zu nutzen.
Wenn der Bewegungsdrang größer ist als die Orientierung
Die Einführung und Nutzung digitaler Schutzengel im Pflegeheim
Michael Wehner vom Seniorenheim am Saaleufer sprach über die Einführung und Nutzung „digitaler Hinlaufschutz – Schutzengelsystem“ in seiner Einrichtung. Durch die Nutzung einer Telefonanlage als zentrales Steuerungssystem konnten verschiedene Assistenztechniken wie Hinlaufschutz, Sturzerkennung, Brandmeldeanlage und weitere technische Assistenztechnik integriert werden. Die Vorteile dieser digitalen Lösungen liegen in der individuellen Anpassbarkeit und dienen der Sicherheit der Bewohner*innen. Durch die Gewährleistung von Sicherheit und Stressabbau für das Pflegepersonal konnte eine verbesserte Betreuung erreicht werden. Hierbei handelte es sich um eine breite Digitalisierung der Einrichtung, die von papierloser Dokumentation mit Diktierfunktion bis hin zu verschiedenen Assistenztechniken reicht. Dies ermögliche laut Wehner eine entspannte Atmosphäre, mehr Zeit für die eigentliche Arbeit und eine höhere Effizienz bei der Pflege.
[…] hierdurch ist das Arbeiten in einer Pflegeeinrichtung deutlich entspannter, man hat viel Zeit, Geduld, Ruhe und Motivation im Alltag. So können wir uns auf die uns anvertrauten Menschen konzentrieren, können in Ruhe rückenschonende Mobilisation durchführen.
Abschließend gab Dr. Asarnusch Rashid, Geschäftsführer des Zentrums für Telemedizin Bad Kissingen, einen Ausblick auf die Verstetigung des DiCo. Das Projekt läuft noch bis September, und das Ziel ist es sicherzustellen, dass die Plattform mit den vorgestellten Komponenten weiterhin betrieben wird. Interessierte können sich unter dico@ita-kl.de oder bei einem der Partner registrieren und den Digital Companion ausprobieren. Das Team arbeitet daran, die Inhalte aktuell zu halten und weiter auszubauen. Für die Weiterentwicklung und den Betrieb werden Partner und Unterstützung aus der Branche gesucht. Rashid betonte noch einmal, dass kostenfrei nicht gleichbedeutend mit kostenlos ist und dass das Projekt durch Steuergelder ermöglicht wurde. Das ZTM Kissingen ist ein Non-Profit-Unternehmen und strebt an, den DiCo so günstig wie möglich weiterzuentwickeln. Vorschläge und Ideen von potenziellen Partnern sind willkommen, um den Ansatz auszubauen.
Die Abschlussveranstaltung des Experimentierraumprojekts DiCo war ein großer Erfolg. Die Teilnehmenden erhielten wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung in der Pflege. Der DiCo verspricht eine wertvolle Unterstützung für Pflegeeinrichtungen auf ihrem Weg zur digitalen Transformation. Das Projektteam und alle Beteiligten haben mit ihrer engagierten Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Pflegebranche geleistet. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der DiCo in Zukunft etablieren wird und welchen positiven Einfluss er auf die Pflegepraxis haben wird.